Der Wettbewerb um Spitzenkräfte im digitalen Finanzsektor ist hart. In der digitalisierten Welt von heute hängt der Erfolg von Unternehmen, nicht nur im Finanzsektor, davon ab, wie gut es ihnen gelingt, digitale Spitzenkräfte zu gewinnen und zu fördern. Von flexiblen Karrierewegen bis hin zu ESG-Initiativen – die Branche erlebt einen wesentlichen Wandel, um die begehrtesten Fachkräfte für sich zu gewinnen. Um ganz vorne mitzulaufen, überdenken die Unternehmen ihre Strategien, um die besten Köpfe zu gewinnen und auch zu halten. In diesem Zuge haben wir die Ansichten von vier führenden Beratungsunternehmen – McKinsey, EY, BCG und Deloitte – analysiert, um einen ganzheitlichen Plan zu erstellen, wie Führungskräfte im Finanzwesen ihre Talentstrategien anpassen können.
McKinsey & Company: Flexible Karrierewege und der innovative Ansatz von Capital One
McKinsey & Company hat festgestellt, dass sich die Vorstellungen digitaler Talente über ihre Karriere stark verändern. Sie wünschen sich Flexibilität (jenseits von Remote Work) und einzigartige Aufgaben – denken Sie an einen "Distinguished Engineer" ('Distinguished' bedeutet 'ausgezeichnet')) anstelle einer einfachen Position im technischen Bereich. Unternehmen, die das verstehen und hier kreativ sind, sind auch diejenigen, die die besten Talente für sich gewinnen.
Sprechen wir über das genannte Beispiel Capital One. Dieses Unternehmen hat seinen Karriereansatz im digitalen Bereich grundlegend überarbeitet. Der Titel "Distinguished Engineer" ist Teil der umfassenderen Bemühungen von Capital One, in die Entwicklung und Förderung von digitalen Talenten zu investieren. Sie haben dazu die Capital One Developer Academy (CODA) und eine digitale Lernplattform ins Leben gerufen. Und hier geht es über grundlegende Programmierkenntnisse hinaus – sie vermitteln alles, von der Full-Stack-Entwicklung bis hin zu hochspezialisierten technischen Fähigkeiten.
Dank dieser Flexibilität können Angestellte unkompliziert die Rolle wechseln und ständig etwas Neues lernen. Capital One bindet nicht nur Talente, sondern hilft ihnen, sich auf eine Art und Weise weiterzuentwickeln, an die sie vorher vielleicht nicht einmal gedacht hätten. Das Unternehmen belohnt digitale Talente auch mit Beförderungen und spezialisierten Aufgaben, die sie nicht ins Management zwingen, wenn sie das nicht wollen.
Was Capital One von anderen Unternehmen unterscheidet, ist die Entwicklung einzigartiger Software und die Förderung einer Unternehmenskultur, die auf Mentoring basiert. Das macht sie zu einem führenden Unternehmen bei der Anwerbung und Entwicklung digitaler Talente. Diese Strategie spiegelt wider, was McKinsey als wesentlich ansieht: Unternehmen müssen die traditionellen Karrierewege überdenken, um mit den Wünschen der digitalen Arbeitnehmer:innen von heute Schritt zu halten.
EY (Ernst & Young): ESG-Initiativen zur Gewinnung und Bindung von Talenten nutzen
Ernst & Young beleuchtet die wachsende Bedeutung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Initiativen (ESG, Environmental, Social, and Governance) in den Talentmanagement-Strategien des Finanzsektors. Da ESG-Verpflichtungen für Beschäftigte, Kund:innen, Investor:innen und Regulierungsbehörden gleichermaßen immer wichtiger werden, erkennen Finanzinstitute die Notwendigkeit, diese Werte in ihre Unternehmenskultur zu integrieren. Bei ESG-Initiativen geht es nicht nur um Umweltschutz oder soziale Verantwortung – hier geht es vor allem um den Aufbau einer zweckorientierten Organisation, die mit den Werten und Erwartungen einer modernen Belegschaft übereinstimmt. Was insbesondere die Sensibilität der Millennials und der Generation Z anspricht.
Die Ausführungen von EY machen deutlich, dass Finanzinstitute, die ESG-Aspekte in den Vordergrund stellen, eher in der Lage sind, Spitzenkräfte anzuziehen und zu halten. Dieser Wandel spiegelt eine breitere Neubewertung der Arbeits- und Lebensprioritäten unter den Angestellten wider – was besonders durch die Pandemie und die so genannte "Große Resignation" beschleunigt wurde. Da die Beschäftigten nach Arbeitgeber:innen suchen, deren Werte mit ihren eigenen übereinstimmen, wird ESG zu einem mächtigen Instrument für Finanzinstitute. Es geht um ihr Engagement für die Menschen und den Planeten jenseits des reinen Profits.
Durch die Einbeziehung von ESG können Unternehmen flexiblere, sichere, diversere und nachhaltigere Arbeitsumgebungen schaffen. Dies wiederum erhöht ihre Attraktivität für Top-Talente, die zunehmend mehr als nur einen Gehaltsscheck von ihrer Beschäftigung erwarten. Sie suchen eine sinnvolle Arbeit, die zur Verbesserung der Gesellschaft und der Umwelt beiträgt, sowie Möglichkeiten für persönliches und fachliches Wachstum. Die Erkenntnisse von EY unterstreichen die strategische Bedeutung von ESG bei der Entwicklung einer überzeugenden Organisation, die den Ansprüchen der heutigen und zukünftigen Talente gerecht werden möchte. Und nicht zuletzt profitiert auch das Unternehmen durch die Vorteile einer diversen Belegschaft.
Boston Consulting Group (BCG): Vielschichtigkeit bei der Anwerbung digitaler Talente
Die Boston Consulting Group (BCG) befasst sich mit dem diffizilen Prozess der Gewinnung digitaler Talente und begreift es: die Suche nach den besten digitalen Talenten ist kein Einheitsprozess. Der Ansatz von BCG konzentriert sich darauf, die einzigartige Denkweise der digitalen Beschäftigten zu verstehen. Diese Mitarbeiter:innen denken anders. Sie denken unternehmerisch, sind innovationsfreudig und besessen davon, fantastische User Experiences zu schaffen. Diese Menschen suchen nach einem Umfeld, das Zusammenarbeit, Flexibilität und kontinuierliches Lernen fördert. Und Sie müssen sie dort finden, wo sie sich aufhalten.
Traditionelle Stellenausschreibungen haben ausgedient. BCG schlägt vor, über den Tellerrand zu schauen: Gehen Sie Partnerschaften mit Bildungseinrichtungen ein, übernehmen Sie vielversprechende Startups (wenn Sie können) und engagieren Sie sich in Startup-Hubs. Auf diese Weise können Sie die Orte nutzen, an denen sich Menschen mit einer echten digitalen Denkweise zusammenfinden. BCG betont auch, wie wichtig es ist, dass die Personalverantwortlichen die Sprache der Technik sprechen. Sie müssen in den sozialen Medien präsent sein und mit Online-Communities in Verbindung stehen, um potenzielle Kandidat:innen zu erreichen und anzusprechen.
Die Quintessenz ist, dass es bei der Anwerbung dieser "digitalen Spitzenkräfte" um viel mehr geht als um die Vergütung. Es geht um Flexibilität, um die Möglichkeit, etwas zu bewirken, die Chance auf persönliches Wachstum und das Gefühl eines gemeinsamen Zwecks. Unternehmen, die ein Umfeld schaffen, in dem diese Dinge gedeihen, sind diejenigen, die die innovativen Köpfe anziehen, die für den technologischen Fortschritt und den Wandel benötigt werden.
Deloitte: Digitale Transformation und Zukunftstrends für Talente
Deloitte hat ebenfalls den Finger am Puls der Zeit, wohin sich die Finanzbranche entwickelt. Aus ihrem Bericht geht hervor, dass die digitale Transformation bis 2025 die Arbeitsweise der Finanzfunktionen völlig umgestalten wird. Das bedeutet, dass Unternehmen jetzt damit beginnen müssen, die passenden Talente anzuwerben und zu entwickeln (wie im Beispiel von Capital One, das wir uns bereits angeschaut haben).
Im Mittelpunkt der Vorhersagen von Deloitte steht die Erkenntnis, dass sich die Finanzfunktion zunehmend auf digitale Technologien stützen wird – zur Steigerung der Effizienz, zur Förderung von Innovationen und zur Verbesserung der Entscheidungsfindung. Dies öffnet die Tür für super spezialisierte Rollen, die wir heute kaum noch sehen – ausgesuchte Data Scientists, Cybersecurity-Expert:innen und digitale Projektmanager:innen sind nur einige Beispiele. Deloitte betont, wie wichtig es ist, Rollen zu schaffen, die sich an den zukünftigen Bedürfnissen orientieren. Unternehmen müssen Menschen anziehen, die in einem digital transformierten Finanzumfeld navigieren und führen können.
Was soll ein Unternehmen also tun? Auch Deloitte rät, stark in Ausbildungs- und Entwicklungsprogramme zu investieren, die die derzeitigen Beschäftigten in allen Bereichen der Digitalisierung weiterbilden. Dies zeigt das Engagement für kontinuierliches Lernen und gibt dem Einzelnen die Möglichkeit, seine eigene Karriere in dieser sich schnell verändernden Branche zu gestalten.
Organisationen, die bei der Entwicklung von Fähigkeiten führend sind und neue Rollen kreieren, die auf den zukünftigen Technologiebedarf ausgerichtet sind, positionieren sich attraktiv für digitale Talente. Diese Talente sind entscheidend, um die digitale Disruption im Finanzwesen voranzutreiben. Und genau das macht sie für aufstrebende Fachkräfte unwiderstehlich.
Wettbewerbsvorteil durch eine vorausschauende Talentstrategie
Die von diesen führenden Beratungsunternehmen vorgestellten Strategien geben einen Einblick in die sich entwickelnden Erwartungen an digitale Talente. In dem Maße, wie sich die digitale Landschaft weiter wandelt, werden sich auch die Erwartungen der Top-Talente verändern. Unternehmen der Finanzbranche müssen ihre derzeitigen Praktiken mit diesen neuen Maßstäben vergleichen. Bieten Sie die berufliche Flexibilität, die Zielorientierung und die Lernmöglichkeiten, die diese Fachkräfte suchen? Es ist an der Zeit, Ihre Talentstrategie durch innovative Rekrutierungsansätze und proaktive Entwicklung von Fähigkeiten neu zu gestalten, um sich einen Platz an der Spitze des digitalen Finanzwesens zu sichern.