April 15, 2025

Compliance unter Druck: Wie Blockchain die Standards neu schreibt

Erfahren Sie, wie Blockchain-Technologie bestehende Compliance-Standards verändert. Chancen, Herausforderungen und neue Maßstäbe für regulatorische Sicherheit.
Geschäftsmann arbeitet am Laptop mit eingeblendeten digitalen Finanzdaten und Diagrammen – Symbol für Blockchain, digitale Compliance und Finanztechnologie.
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Wenn sich ein Dokument nicht mehr verändern lässt – wird Vertrauen dann zur Technologiefrage?

Vertrauen entsteht längst nicht mehr nur durch Unterschriften, Siegel oder der persönliche Handschlag. Heute entscheidet auch der Code. Und die Systeme, die ihn sichern. Blockchain-Technologie kann etwas, das klassische IT-Systeme nicht leisten: Sie dokumentiert jede Veränderung unveränderlich – chronologisch, nachvollziehbar und fälschungssicher. Manche bezeichnen die Blockchain auch als “Wahrheitsmaschine”.

Gerade in der Finanzbranche, in der Rechtsberatung und in der Immobilienwirtschaft ist das besonders kritisch. Überall dort, wo Dokumente Bestand haben müssen – unabhängig von Personen oder Institutionen.
McKinsey beschreibt Blockchain
als manipulationssicheres Ledger (ein digitales, nicht veränderbares Transaktionsverzeichnis), das eine lückenlose und dauerhaft überprüfbare Datenhistorie ermöglicht – und somit Vertrauen nicht einfordert, sondern technisch herstellt.

Dieser Artikel soll aufzeigen, wie Unternehmen Blockchain zur Erfüllung regulatorischer Anforderungen einsetzen und weitere Vorteile daraus ziehen können.

Vertrauen neu gedacht: Blockchain definiert Compliance neu 

Compliance lebt von Vertrauen – doch Vertrauen braucht Beweise. Und genau hier beginnt exakt das Problem: Je komplexer die regulatorischen Anforderungen, desto schwieriger wird es, Nachweise vollständig, konsistent und unveränderlich zu dokumentieren. Gerade bei Prüfungen, Transaktionen oder Identitätsvergleichen verlassen sich viele Unternehmen noch immer auf isolierte Systeme, zentrale Datenbanken oder händische Prozesse. Ein Einfallstor für Fehler – und im schlimmsten Fall: für Manipulation.

Blockchain stellt dieses Prinzip auf den Kopf. Sie schafft Vertrauen, das unabhängig von einzelnen Personen, Systemen oder Standorten ist. Durch ihre dezentrale Struktur speichert sie Informationen nicht an einem Ort, sondern verteilt sie über viele Knotenpunkte. Jeder Eintrag wird automatisch verschlüsselt, mit Zeitstempel versehen und lückenlos in der Chronologie abgelegt. Löschen? Unmöglich. Nachträgliches Verändern? Nur mit Zustimmung aller Beteiligten. Genau das macht sie für Compliance so wertvoll.

Wie eingangs erwähnt, spricht McKinsey von einer „vollkommen transparenten Datenhistorie“, die Unternehmen revisionssicher und jederzeit abrufbar zur Verfügung steht. Für interne Kontrollsysteme, Audit-Trails oder regulatorische Prüfprozesse bedeutet das: weniger Aufwand, weniger Risiko – und vor allem: mehr Sicherheit.

Auch Roland Berger betont die Bedeutung dieses neuen Vertrauensmodells. Blockchain ermögliche es, „Geschäfte auch ohne persönliche Bekanntschaft oder zentrale Intermediäre abzusichern“, heißt es in ihrem Bericht. Vertrauen wird damit nicht ersetzt, sondern technisch abgesichert. Besonders relevant in Branchen, in denen Eigentumsnachweise, rechtssichere Dokumentation oder revisionsfeste Archivierung gesetzlich vorgeschrieben sind.

Das Konzept dahinter ist so simpel wie radikal: Nicht der Mensch bestätigt die Richtigkeit – das System tut es. Und das jedes Mal, wenn ein Datensatz erzeugt, verändert oder weitergegeben wird. Lückenlos und “tamperproof” (überlistungssicher). 

Anwendungsfälle in Finanzwesen, Rechtsberatung und Immobilienwirtschaft – was heute schon möglich ist

Was in der Theorie überzeugt, muss in der Praxis bestehen. Und genau hier zeigt Blockchain ihr Potenzial: nicht als technische Spielerei, sondern als konkreter Problemlöser in regulierten Branchen.

Im Finanzwesen ist der Druck besonders hoch. Geldwäscheprävention, KYC-Verfahren (“know your customer”), Audit-Dokumentation – alles muss nicht nur korrekt, sondern lückenlos nachvollziehbar sein. Klassische Compliance-Systeme geraten hier oft an ihre Grenzen: Medienbrüche, manuelle Prüfungsschritte und redundante Prozesse kosten Zeit und erhöhen das Risiko. Deloitte Deutschland setzt deshalb auf Blockchain-basierte Identitätszertifikate, um den KYC-Prozess schneller und sicherer zu gestalten. Dabei bleiben die eigentlichen Personendaten geschützt – auf der Blockchain werden lediglich kryptografisch verankerte Nachweise gespeichert. So entstehen digitale Identitäten, die mehrfach nutzbar sind, aber nicht kopierbar. Ein klarer Vorteil, auch mit Blick auf europäische Regulierungsvorhaben wie MiCA (Markets in Crypto Assets Regulation).

In der Rechtsberatung sind die Anforderungen ähnlich, aber die Szenarien oft komplexer. Verträge, Nachweise, Fristen – all das lebt von Integrität und Transparenz. Die KPMG weist darauf hin, dass Blockchain längst nicht mehr nur im Finanzbereich angekommen ist: „Unternehmen verschiedenster Branchen stehen vor der Aufgabe, ihre Compliance-Strukturen für digitale Vermögenswerte neu zu denken.“ Vor allem in regulatorisch sensiblen Themen wie Steuertransparenz, Korruptionsprävention oder ESG-Reporting kann Blockchain helfen, Datenquellen sicher zu verknüpfen – und so haftungsrelevante Prozesse abzusichern.

Noch einen Schritt weiter denkt die Immobilienwirtschaft. Der Markt gilt immer noch als langsam, papierlastig und voller Zwischenhändler. Doch auch hier gibt es Bewegung. Roland Berger beschreibt erste Anwendungen, bei denen Transaktionsdaten – etwa über Eigentümerwechsel oder Finanzierungsbestätigungen – über Blockchain dokumentiert und automatisch überprüfbar gemacht werden. Ziel ist, nicht weniger als das digitale Grundbuch. Noch gibt es rechtliche Hürden, aber die Richtung ist klar: Wenn Eigentumsübertragungen nicht mehr auf Papier, sondern über Smart Contracts (etwa: digitale Vertragslogik als selbstausführendes Programm auf der Blockchain) erfolgen, werden Abläufe nicht nur schneller und sicherer – für Käufer:innen, Verkäufer:innen und Aufsichtsbehörden gleichermaßen.

Von der Vision zur Realität: Erfolgsfaktoren für den Blockchain-Einsatz im Unternehmen

Die Richtung ist eindeutig – doch die Umsetzung bleibt anspruchsvoll. Denn obwohl das Potenzial von Blockchain im Compliance-Management sichtbar sind, zögern viele Unternehmen noch. Oft aus Unsicherheit, wie sich die Technologie sinnvoll in bestehende Strukturen integrieren lässt. Oder weil es an passenden Anwendungsfeldern fehlt. Beides lässt sich lösen – mit klarer Strategie und dem richtigen Einstieg.

Der wichtigste Erfolgsfaktor? Realistische Ziele. Blockchain ist kein Allheilmittel. Aber sie kann bestimmte Prozesse in der Compliance nachweislich verbessern – insbesondere dort, wo Nachvollziehbarkeit, Integrität und Verifizierbarkeit von Informationen von hoher Bedeutung sind. Der Schlüssel liegt also darin, gezielt zu priorisieren: Wo entstehen besonders hohe Risiken oder Kosten durch Medienbrüche, manuelle Prüfprozesse oder wiederkehrende Identitätsprüfungen?

McKinsey empfiehlt konkret, mit Pilotprojekten in Bereichen wie KYC, Audit-Trails oder dokumentenbasierter Freigabeprozesse zu starten – also dort, wo Blockchain ihre Stärken im „fälschungssicheren Prüfbuch“ voll ausspielen kann. Der Vorteil: Die Technologie kann oft parallel zum bestehenden System eingeführt werden – ohne Komplettumbau.

Ein zweiter Erfolgsfaktor: regulatorische Klarheit. Die EU hat mit MiCA und dem Gesetz über elektronische Wertpapiere (eWpG) bereits erste Rahmenbedingungen geschaffen. Unternehmen sollten frühzeitig ihre Rechtsabteilung oder externe Berater:innen einbinden, um sicherzustellen, dass Datenschutz, IT-Sicherheit und Governance sauber abgebildet sind. Genau hier zeigt sich: Blockchain ist kein rein technisches Thema, sondern eine strategische Frage der Zusammenarbeit – zwischen Legal, IT und Compliance.

Drittens: Akzeptanz im Unternehmen. Eine Technologie ist nur so stark wie ihr Anwendungsszenario. Hier ist klassisches Change Management gefragt. Die besten Use Cases entstehen meist dort, wo interdisziplinäre Teams zusammenarbeiten. Roland Berger betont, dass gerade im Zusammenspiel mit anderen Tools – z. B. digitalen Identitäten, KI-gestützter Forensik oder Smart Contracts – neue Standards im digitalen Vertrauen entstehen. 

Also: Experimentieren Sie mit Blockchain – nicht für alle Prozesse, aber für die richtigen.

Fazit

Blockchain ist keine Vision für übermorgen. Sie löst heute schon Probleme, die viele Unternehmen längst akzeptiert haben – zu hohe Dokumentationsaufwände, zu viele Kontrollinstanzen, zu wenig Transparenz. Ob bei KYC-Prozessen im Finanzwesen, bei revisionssicheren Nachweisen in der Rechtsberatung oder in der digitalen Abwicklung von Immobilientransaktionen: Die Technologie funktioniert und ist effizient – wenn man sie richtig einsetzt.

Was jetzt gefragt ist, sind nicht mehr Argumente für Blockchain, sondern Entscheider:innen, die den ersten Schritt gehen. Denn wer darauf wartet, dass die Konkurrenz vorprescht, wird den Spielraum verlieren, Prozesse aktiv mitzugestalten.

Numeris Consulting bringt hierbei das technologische Verständnis und die richtigen Kontakte zusammen – damit Unternehmen nicht nur Talente finden – sondern Menschen, die den digitalen Wandel im Compliance-Bereich wirklich vorantreiben.

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