Compliance. Definitiv ein Thema, in dem es an Abwechslung nicht fehlt. Ob Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz (LkSG), Whistleblowing-Systeme oder komplexe Ransomware-Angriffe und dessen strenge gesetzliche Vorgaben – man möchte nicht davon sprechen, gegen Windmühlen anzukämpfen. Aber es fühlt sich schon so ein wenig an.
Doch die Hilfe ist schon unterwegs – endlich mal ein guter Use Case für die künstliche Intelligenz. Jetzt fehlen nur noch die Compliance-Profis, die diese Systeme bedienen und gleichzeitig das ganze Unternehmen erziehen in puncto Compliance. Ja. Sie ahnen es sicherlich schon – solche Spezialist:innen sind rar gesät. Und trotzdem werden jeden Tag Compliance Fachkräfte vermittelt. Was Sie als Unternehmen dafür tun können und ihre Organisation “compliance-ready” wird, erfahren Sie hier.
Talent Management
Sprechen wir zunächst generell über die Grundlagen für erfolgreiches Recruiting: Talent Management ist eine facettenreiche Disziplin, die sich über verschiedene Phasen der Karriere der Angestellten erstreckt. Es beginnt mit der Anwerbung und Einstellung der richtigen Talente und umfasst die Entwicklung und Bindung dieser Talente, um eine nachhaltige Unternehmensleistung zu gewährleisten. Hier sind bewährte Methoden des Talentmanagements:
Rekrutierung und Einstellung: Der erste Schritt im Talent Management ist das Anwerben der richtigen Kandidat:innen. Dies erfordert einen strukturierten Rekrutierungsprozess, der nicht nur die aktuellen, sondern auch die zukünftigen Bedürfnisse des Unternehmens berücksichtigt. Auf der Seite der Bewerber:innen ist eine reibungslose Candidate Journey & Candidate Experience gefordert. Weiterhin ist effektives Onboarding ebenso entscheidend, um neuen Talenten einen reibungslosen Einstieg zu ermöglichen und ihre Integration in die Unternehmenskultur zu fördern.
Entwicklung und Weiterbildung: Die Entwicklung von Talenten ist ein kontinuierlicher Prozess, der passende Weiterbildungsprogramme und Karriereentwicklungsmöglichkeiten umfasst. Hierbei ist es wichtig, die individuellen Bedürfnisse und Karriereziele der Mitarbeitenden mit den Unternehmenszielen in Einklang zu bringen. Gerade im Bereich von Compliance sind Lernen und Entwicklung (engl. Learning & Development) und die Notwendigkeit der kontinuierlichen Weiterbildung zwingend, um den ständig wechselnden regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden.
Leistungsmanagement: Die nächste Schlüsselkomponente im Talent Management ist die Bewertung der Leistung der Mitarbeitenden. Durch regelmäßiges Feedback und Leistungsbeurteilungen können Stärken und Verbesserungsbereiche identifiziert werden. Dies fördert nicht nur die individuelle Entwicklung, sondern trägt auch dazu bei, die Gesamtleistung des Unternehmens zu steigern. Und vor allem fühlen sich auch die Beschäftigen sowohl gehört als auch wertgeschätzt, wenn sie ihre persönlichen Stärken verstärkt ausspielen können.
Mitarbeiterbindung: In dem Bereich Employee Retention gehören Maßnahmen wie wettbewerbsfähige Vergütung, Anerkennung von Leistungen, Karriereentwicklungsmöglichkeiten und eine positive Arbeitsumgebung, die die Zufriedenheit und Loyalität fördert. Lesen Sie dazu auch “Employee Retention – 10 Maßnahmen jenseits des Gehalts, um ihre Belegschaft zu binden” von unserem Partner PALTRON.
Talent Relationship Management: Eine proaktive Beziehungspflege mit aktuellen und potenziellen Talenten hilft, ein starkes Talentnetzwerk aufzubauen. Dies ist besonders wichtig in einem wettbewerbsintensiven Arbeitsmarkt, wo die Bindung und Rekrutierung von Top-Talenten eine Herausforderung darstellt. Konkret bedeutet das die Beziehung zu ausgewählten Universitäten oder hochspezialisierten Bildungseinrichtungen.
Die wandelnde Rolle der Compliance-Profis
Schau wir uns als nächstes Compliance aus der Meta-Perspektive an. Wie aktuell praktisch jeder Beruf, so durchläuft auch die Rolle von Compliance-Professionals eine bedeutsame Transformation. Einst stark auf regulatorische Vorgaben und technische Details konzentriert, erweitert sich ihr Aufgabenbereich nun zunehmend in Richtung beratender Funktionen. Diese Entwicklung spiegelt das wachsende Bewusstsein wider, dass effektive Compliance tiefgehendes Geschäftsverständnis, technologisches Know-how und die Fähigkeit zur strategischen Einflussnahme erfordert. Neben fundiertem Fachwissen in Recht und Regelwerk werden daher vermehrt Soft Skills, digitale Kompetenzen und ein ausgeprägter Geschäftssinn erforderlich. Diese Fähigkeiten ermöglichen es Compliance-Professionals, proaktiv Risiken zu identifizieren, Lösungsstrategien zu entwickeln und somit nicht nur als Hüter von Regeln, sondern als strategische Partner im Geschäftsprozess zu fungieren. Die Zukunft der Compliance liegt in der Integration dieser multidisziplinären Kompetenzen, um Unternehmen in einer dynamischen regulatorischen Landschaft wirkungsvoll zu unterstützen und zu beraten. Und genau da haben Sie als Unternehmen autarke Hebel, die Sie unabhängiger vom Compliance Fachkräftemarkt machen.
Was Unternehmen selbst tun können in puncto Compliance (und müssen)
Um dem Fachkräftemangel im Bereich Compliance entgegenzuwirken, sind Up- und Reskilling die Themen der Stunde. Die Identifizierung und Schließung von Kompetenzlücken durch Weiterbildung oder Einstellung von Mitarbeitenden mit verwandten Fähigkeiten ist der Schlüssel. Die Einstellung von Talenten aus diversen Fachrichtungen kann neue Perspektiven eröffnen und die Compliance-Funktion stärken. Organisationen müssen dazu eine präzise Bestandsaufnahme der vorhandenen Kompetenzen durchführen und diese mit den strategischen Zielen und den sich wandelnden Anforderungen des Compliance-Bereichs abgleichen. Fortbildungsprogramme und die gezielte Entwicklung von Soft Skills, Geschäftssinn und technologischen Fähigkeiten sind der Weg. Es ist oftmals auch günstiger, jemanden weiterzubilden, als teure Fachkräfte einzukaufen. Denn auch diese müssen sich genauso stets mit den aktuellen Änderungen im Bereich Compliance befassen. Deswegen gehört es auch weiterhin dazu, eine Kultur des lebenslangen Lernens zu fördern, um die Kompetenzen im Unternehmen stets aktuell zu halten und weiterzuentwickeln.
Compliance Culture meets Corporate Culture
Apropos Kultur. Wie sagte Peter Drucker sinngemäß? – “Culture eats strategy for breakfast.” Compliance muss tief in der Unternehmenskultur verankert sein. Denn die Förderung der richtigen Einstellung und Kultur im Compliance-Bereich erfordert die Entwicklung proaktiver, lösungsorientierter und vernetzter Einstellungen bei allen Mitarbeitenden. Organisationen sind gefordert, eine Kultur zu schaffen, die Eigeninitiative und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen hinweg fördert. Weg mit den Silos – das gilt auch für die Compliance-Kultur. Eine solche Kultur trägt dazu bei, dass Angestellte sich als Teil einer gemeinsamen Anstrengung sehen und so die Integrität und regulatorische Konformität des Unternehmens bewahren. Durch eine Atmosphäre, die offene Kommunikation und kontinuierliches Lernen unterstützt, gelingt es Unternehmen, eine Compliance-Kultur aufzubauen, die nicht nur auf die Einhaltung von Vorschriften ausgerichtet ist, sondern auch auf die Erreichung strategischer Geschäftsziele.
Die Unternehmenskultur spielt daher eine entscheidende Rolle im Compliance-Management, indem sie “Non-Compliance-Verhalten” verhindern kann. Eine starke Compliance-Kultur basiert auf festgelegten Verhaltensweisen, die ethisches Handeln unterstützen und Regelverstöße minimieren. Um eine solche Kultur zu etablieren, müssen Unternehmen auch hier ihre aktuelle Kultur diagnostizieren, klare Kulturziele definieren, sowohl formale als auch informelle Mechanismen zur Unterstützung dieser Ziele integrieren und regelmäßig die Effektivität ihrer Bemühungen messen. Eine wirksame Compliance-Kultur erfordert kontinuierliches Engagement und Anpassung an die sich ändernden Anforderungen des Geschäftsfelds.
Um eine starke Compliance-Kultur zu beeinflussen, sind vier Schlüsselelemente entscheidend:
Beziehungen, Mindset, Fähigkeiten und Verhaltensmuster (siehe Abb. 2)
Aber auch genauso Verantwortung für Compliance, Infrastruktur zur Ermöglichung von Compliance, tägliches Compliance-Management und Wissensmanagement in Bezug auf Compliance-Fähigkeiten. Diese Komponenten fördern ein Umfeld, in dem Mitarbeitende motiviert sind, ethische Entscheidungen zu treffen.
Eine effektive Compliance-Kultur zu schaffen, erfordert strategische Maßnahmen, die über die Implementierung von Richtlinien hinausgehen. Unternehmen müssen eine Kultur fördern, die ethisches Verhalten unterstützt und Mitarbeitende ermutigt, stets das Richtige zu tun. Durch die Konzentration auf die Schlüsselelemente einer Compliance-Kultur können Organisationen eine Basis schaffen, die sowohl die Einhaltung von Vorschriften sicherstellt als auch einen positiven Einfluss auf das gesamte Unternehmen hat. Denn diese Kultur färbt auch positiv auf die Unternehmenskultur ab.
Fazit
Vielleicht fragen Sie sich, warum wir in diesem Artikel verstärkt auf die Compliance-Kultur eingegangen sind und weniger auf das Talent Management? Nun, es ist wie folgt: Am Ende des Tages greift alles zusammen. Eine starke (und heutzutage notwendige) Compliance-Kultur ist der beste Nährboden für eine solide Unternehmenskultur. Eine starke Unternehmenskultur ist eins der stärksten Signale in Ihrem Employer Branding. Und Employer Branding wiederum trägt wesentlich dazu bei, Talente anzuziehen.
Auch davon einmal abgesehen, wenn Sie selbst Compliance-Profi wären, für welches Unternehmen würden Sie sich entscheiden: ein Unternehmen, auf dessen solide Compliance-Kultur sie aufsetzen können, oder eins, das an vielen Stellen Feuer gefangen hat im Bereich Compliance? Letzteres ist einfach ein hohes Risiko für mögliche Neuankömmlinge.
Um die Compliance-Funktion zukunftssicher zu gestalten, müssen Unternehmen wichtige Überlegungen anstellen und Fragen beantworten. Dazu gehören die Anpassung an sich verändernde regulatorische Landschaften, die Integration neuer Technologien und die Entwicklung einer Kultur, die Compliance als Teil der Unternehmensstrategie sieht. Unternehmen sollten sich fragen, wie sie Compliance-Fähigkeiten kontinuierlich entwickeln und gleichzeitig eine proaktive und vernetzte Arbeitskultur fördern können, die über traditionelle Compliance-Ansätze hinausgeht. Die Zukunftssicherung der Compliance erfordert eine ganzheitliche Sichtweise, die Technologie, Angestellenentwicklung und Unternehmenskultur miteinander verbindet.