Wie wir in unserem letzten Artikel “Wie ESG und CSR die Nachfrage nach Controllern antreiben” berichten, spielen ESG und die Europäischen Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung (ESRS) eine immer stärkere Rolle für Unternehmen. Wie Sie als Unternehmen im Finanzsektor vorausschauend Ihre HR-Strategie und -Prozesse anpassen, betrachten wir hier.
Rekrutierung unter Berücksichtigung von ESG
Die Integration von ESG-Prinzipien beginnt bei der Rekrutierung. Transparente und gerechte Auswahlverfahren sind daher grundlegend. Es gilt, objektive Kriterien zu etablieren, die auf den erforderlichen Kompetenzen für die jeweilige Stelle basieren. Dies reduziert unbewusste Voreingenommenheit und fördert Vielfalt. Ein “Best Practice" ist das Anbieten von Unconscious Bias Trainings für das Recruiting-Team.
Hier sind die wichtigsten Schritte im Überblick:
1. Klar definierte Richtlinien: Entwickeln Sie klare Richtlinien, die Chancengleichheit gewährleisten und auf den erforderlichen Kompetenzen für die jeweilige Stelle basieren.
2. Schulung des Rekrutierungsteams: Schulen Sie Ihr Team in Unconscious Bias und ESG-Prinzipien, um eine faire und objektive Auswahl zu fördern.
3. Kommunikation von ESG-Zielen: Machen Sie ESG-Verpflichtungen im Rekrutierungsprozess deutlich, um Kandidat:innen anzuziehen, die diese Werte teilen.
4. Vielfalt fördern: Ergreifen Sie Maßnahmen, um Vielfalt zu fördern und unterrepräsentierte Gruppen gezielt anzusprechen.
Durch diese Maßnahmen wird der Rekrutierungsprozess gerechter gestaltet. Außerdem können sich Unternehmen als verantwortungsbewusste Organisation positionieren.
Nachhaltiges Onboarding
Nächster Schritt: Onboarding. Die Eingliederung neuer Mitarbeitenden ist ein kritischer Moment. Nachhaltiges Onboarding sorgt dafür, dass neue Angestellte von Anfang an in die Unternehmenskultur und die ESG-Werte eingeführt werden. Dies kann durch Mentor:innenprogramme und Einführungsschulungen unterstützt werden, die auf die Vermittlung von Unternehmenswerten und nachhaltigen Praktiken abzielen. Frühzeitige Bindung an diese Werte legt den Grundstein für langfristiges Engagement und Zugehörigkeitsgefühl.
Elementare Schritte für ein effektives Onboarding:
1. Klare Einführung in die Unternehmenswerte: Stellen Sie sicher, dass neue Mitarbeitende von Anfang an mit den ESG-Prinzipien und den Zielen des Unternehmens vertraut gemacht werden. Dies kann durch Einführungsveranstaltungen und Onboarding-Handbücher geschehen, die die Bedeutung von Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung hervorheben.
2. Mentor- und Buddy-Systeme: Ordnen Sie neuen Mitarbeitenden erfahrene Kolleg:innen als Mentor:innen oder Buddys zu. Diese können nicht nur dabei helfen, sich im Unternehmen zurechtzufinden, sondern auch als Vorbilder für die Umsetzung der ESG-Prinzipien dienen.
3. Integration in die Unternehmenskultur: Die Unternehmenskultur ist ihr ein und alles für Ihre Organisation. Fördern Sie von Beginn an die aktive Teilnahme an unternehmensweiten ESG-Initiativen und sozialen Projekten. Dies stärkt das Engagement und das Verständnis für die praktische Bedeutung der Unternehmenswerte.
Stellen Sie sicher, dass neue Mitarbeitende nicht nur fachlich, sondern auch kulturell gut eingebunden sind und die ESG-Ziele des Unternehmens aktiv unterstützen.
Entwicklung und Weiterbildung
Der Finanzsektor unterliegt ständig wechselnden Marktbedingungen und regulatorischen Anforderungen – wie ESG. Dieser Ansatz ist nicht nur eine Antwort auf die wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Investitionen und Finanzprodukten, sondern unterstützt auch das Risikomanagement und die Reputationspflege von Finanzinstituten.
Durch gezielte Schulungen und Workshops können Mitarbeitende im Finanzbereich lernen, wie sie ESG-Faktoren in ihre täglichen Aufgaben und Entscheidungsprozesse einbeziehen können. Dies umfasst das Verständnis für grüne Finanzierungen, die Bewertung von Nachhaltigkeitsrisiken und das Erkennen von Chancen in einem sich schnell entwickelnden Markt für nachhaltige Anlagen. Weiterhin ist es wichtig, dass die Mitarbeitende die regulatorischen Rahmenbedingungen und Compliance-Anforderungen verstehen, die mit ESG zusammenhängen.
Die Schulung von Soft Skills, wie kritisches Denken und ethische Entscheidungsfindung, spielt hier ebenfalls rein. Diese Fähigkeiten sind entscheidend, um die oft komplexen und weitreichenden Auswirkungen finanzieller Entscheidungen auf Umwelt und Gesellschaft zu verstehen. Indem Finanzunternehmen in die Weiterbildung ihrer Mitarbeitende investieren, stärken sie ihre Wettbewerbsfähigkeit und fördern auch eine Unternehmenskultur, die ethisches Handeln und soziale Verantwortung hochhält. Dies fördert nicht nur eine positive Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, sondern trägt auch dazu bei, talentierte Fachkräfte anzuziehen und langfristig zu halten. Vor allem die jüngeren Generationen setzen sich für die Prinzipien der Nachhaltigkeit ein.
Leistungsbeurteilung und Anerkennung
Anreize sind mächtig. Sie motivieren Mitarbeitende, sich für die Unternehmensziele einzusetzen. Im Kontext von ESG ist es wichtig, dass diese Anreize nachhaltiges Verhalten fördern. Wie? Indem Vergütungssysteme geschaffen werden, die ESG-Leistungen berücksichtigen. Ja, die Einführung von ESG-Kriterien in die Leistungsbeurteilung im Finanzsektor ist sicherlich fortschrittlich – richtig ausgeführt wirkt es positiv auf das Geschäftsmodell und die Unternehmenskultur. Hier sind die wichtigsten Aspekte:
1. ESG-bezogene Leistungsindikatoren:
Im Finanzsektor ist es entscheidend, spezifische Leistungsindikatoren (KPIs) zu implementieren, die an finanzielle und nicht-finanzielle ESG-Ziele gebunden sind. Beispiele dafür könnten die Verringerung der CO2-Emissionen durch reduzierte Geschäftsreisen oder die Steigerung von Investitionen in nachhaltige Projekte sein. Diese KPIs helfen, den direkten Einfluss von individuellen Leistungen auf die Gesamtstrategie des Unternehmens zu bewerten und zu messen.
2. Transparente und gerechte Anerkennungssysteme:
Belohnungssysteme sollten nicht nur auf finanziellen Ergebnissen basieren, sondern auch nachhaltige und ethische Leistungen berücksichtigen. Dies fördert eine Kultur, in der ethisches Handeln und Nachhaltigkeit ebenso geschätzt werden wie finanzieller Erfolg. Transparente Systeme erhöhen das Vertrauen der Mitarbeitenden und fördern eine stärkere Bindung an das Unternehmen.
Durch diese fokussierten Ansätze wird nicht nur die Leistung des Einzelnen in Bezug auf die Unternehmensziele verbessert, sondern es entsteht auch ein stärkeres Engagement für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung. Dies ist besonders wichtig in einem Sektor, der erheblichen Einfluss auf wirtschaftliche und soziale Systeme hat. Implementierungen solcher Bewertungs- und Anerkennungspraktiken im Finanzbereich signalisieren auch Investoren und Kundschaft ein starkes Commitment zu nachhaltiger Unternehmensführung.
Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz
Nicht nur im Finanzsektor hat die Förderung des Wohlbefindens der Angestellten einen immer höheren Stellenwert. Ein zentraler Aspekt dabei ist die Implementierung von Programmen, die eine gesunde Work-Life-Balance unterstützen. Flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit für Homeoffice helfen, Stress zu reduzieren und eine bessere Balance zwischen Berufs- und Privatleben zu finden.
Zusätzlich können spezielle Gesundheitsprogramme, die sowohl physische als auch psychische Gesundheitsunterstützung bieten, die Belastbarkeit der Mitarbeitenden stärken. Solche Initiativen sind besonders wichtig in einem auf Performance getrimmten Umfeld wie der Finanzbranche. Zum einen um Burnout vorzubeugen und zum anderen um das allgemeine Wohlbefinden zu fördern. Durch solche Maßnahmen positionieren sich Finanzinstitute als verantwortungsbewusste Unternehmensmarke. Das ist aktuell besonders “hoch im Kurs” bei der Gen Z – stärken Sie damit ihr Employer Branding und eine langfristige Angestelltenbindung.
Offboarding und Alumni-Netzwerke
Und nicht zuletzt: Auch das Offboarding sollte nachhaltig gestaltet werden. Fairness im Trennungsprozess und die Weiterführung der Beziehung durch Alumni-Netzwerke sind wichtige Aspekte. Solche Maßnahmen helfen, ein positives Unternehmensimage aufrechtzuerhalten und ehemalige Mitarbeitende als Botschafter für das Unternehmen in der Branche zu nutzen.
Fazit
Die Integration von ESG-Prinzipien in HR-Strategien und -Prozesse ist nicht nur eine Reaktion auf wachsende regulatorische Anforderungen und Markterwartungen, sondern auch eine wesentliche Investition in die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. Durch die Berücksichtigung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren in Bezug auf HR schaffen Organisationen eine starke Grundlage für nachhaltiges Wachstum. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, eine Unternehmenskultur zu fördern, die ethisches Handeln, soziale Verantwortung und ökologische Nachhaltigkeit wertschätzt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass durch die proaktive Anpassung von HR-Strategien an ESG-Prinzipien Unternehmen nicht nur ihre Compliance und Marktposition verbessern, sondern auch eine zukunftsorientierte Arbeitsumgebung schaffen, die hochqualifizierte Talente anzieht und hält. Ein starkes Plus für langfristigen Unternehmenserfolg und soziale Verantwortung in der ESG-Bewertung.